Hochhaus-Debatte in der Landeshauptstadt München

Seit vielen Jahrzehnten hielt sich der Münchner Stadtrat an den ungeschriebenen Grundsatz, dass Häuser nicht höher als die Frauentürme (100 m) sein sollen.

Dieser Grundsatz wurde in den letzten Jahren (seit ca. 2001) immer häufiger durchbrochen. Extreme Höhenentwicklungen bis zu 240 Metern wurden ernsthaft diskutiert.

Die Initiative Münchner Architektur und Kultur warnte schon auf der Pressekonferenz vom 18.12.2001 mit dem Architekten Freiherr Alexander von Branca vor Hochhäusern mit extremer Höhenentwicklung, vor allem in den Sichtachsen der Münchner Prachtstraßen, wie der Ludwigstraße. Leider blieben diese Appelle ohne jegliche Reaktion bei den Politikern.

Die Hochhausbefürworter, ein Kartell aus Politikern, Notaren und Immobilienfondbesitzern, die aus dem Bau dieser Abschreibungskollossen profitieren, werfen den Hochhausgegnern, den Münchner Bürgern und ehrenamtlich Tätigen, die weder einen finanziellen Vor- noch Nachteil haben, vor, den Fortschritt der Stadt München zu verhindern. Da stellt sich die Frage, seit wann die Anzahl der Hochhäuser einer Stadt ein Maß für den Fortschritt ist. Der Tourismus wirbt und profitiert seit Jahrzehnten mit der Einmaligkeit der Stadt München, die weitgehend unverbaut ist. Wer unsere Stadt besucht, ist auf der Suche nach dem Ursprünglichen, das München auszeichnet und nicht nach dem "Uptown-Tower" oder dem "Highlight".

Die Initiative Münchner Architektur und Kultur e.V. spricht sich nicht prinzipiell gegen Hochhäuser aus, jedoch sollten diese stadtverträglich und architektonisch interessant sein. Ein "Vierkantbolzen" wie am Georg Brauchle Ring erinnert jedoch eher an die Zeichnung eines Kleinkindes. Vier gerade Wände mit einem Dach darauf, damit es nicht reinregnet und Fenster an den seiten zum rausgucken. Das Aufeinanderstapeln von Bauklötzen ergibt das gleiche Ergebnis. Ein Kind würde wahrscheinlich kreativer sein als so mancher Bauträger.

Weiterhin stellt sich die Frage wozu weitere Bürogebäude erstellt werden bei einem Leerstand von fast 2 000 000 Quadratmeter Gewerbefläche. Eine Fläche, die jetzt schon über 100 000 Arbeitsplätze bieten würden und nach der heutigen Entwicklung erst in ca. 10 - 15 Jahren besetzt werden könnten. Auf der anderen Seite sind Wohnungen in München Mangelware und für viele Bürger fast unbezahlbar. Die Folge ist, dass viele Münchner in das Umland ziehen müssen, und München seinen Flair und seine Lebendigkeit verliert. Diese Lebendigkeit ist eine Folge aus der Vermischung von Wohnungen, Arbeitsstätten und Naherholungsflächen. Auch außerhalb der Bürozeiten pulsiert das Leben in den Kaffees und der Fussgängerzone in und um das Zentrum. München ist auch zwischen 20.00 - 6.00 Uhr und an Wochenenden keine Geisterstadt.

Der Bau des „Vierkantbolzens“ am Georg Brauchle Ring und die Errichtung der Zwillingstürme an der Schenkendorfstraße im Jahre 2004 brachten das Fass zum Überlaufen. Im April 2004 wurde das Bürgerbegehren " initiative-unser-muenchen " gegen weitere Auswüchse bei Hochhausbauten eingeleitet, das von der Initiative Münchner Architektur und Kultur e.V. und der Gruppe um Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter und Ludwig Wörner betrieben wird.

Ein erstes Ziel wurde mit Hilfe der Münchner erreicht. Noch vor der Sommerpause wurden nicht nur die nötigen 27000 Stimmen zur Einleitung eines Bürgerbegehrens erreicht, sondern um mehr als 7000 Stimmen überschritten. Somit ist der Weg frei für ein Bürgerbegehren und damit für eine der wichtigsten Entscheidungen über die Zukunft unserer Stadt München.



Der Bürgerentscheid vom Jahr 2004 hat mit über 35.000 Unterschriften zum Erfolg geführt und die Höhenbegrenzung von Hochhäusern auf 100 m begrenzt.


Hier präsentieren die gemeinsamen Betreiber des Bürgerbegehrens auf einer Pressekonferenz im Ratskeller den Erfolg der Aktion.

 

Initiative Münchner Architektur und Kultur e.V.

   
Dr. Karl Hofmann Anita Noeske