Bürgerinitiative "Rettet den Marstallplatz"

Anita Noeske, Amalienstr. 39, 80799 München, Tel. 0173/4596762

Roswitha Thomalla, St. Annastr. 6, 80538 München, Tel. 294414

 

Kuratorium

zur Förderung gestalterischer Verbesserungen und urbaner Architektur am Marstallplatz in München

 

Resolution

(5. 8. 2001)

 

1. Das Marstallgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bayerischen Staatsoper stellt in seiner Verbindung zur Residenz ein einmaliges schützenswertes Ensemble dar. der Marstall wurde in den Jahren 1820/22 von Leo von Klenze als Hofreitschule des Bayerischen Königshauses geschaffen und überlebte in seinen wesentlichen Teilen erfreulicherweise sogar den zweiten Weltkrieg. Der Ursprung des Ensembles geht in das 16. Jahrhundert zurück. Der Marstallplatz ist einer der bedeutendsten nachmittelalterlichen Plätze nördlich der Alpen. Hier befand sich der Pavillon des Hofgartens, der sog. Lustgarten von Herzog Wilhelm IV. Noch im Dezember 1997 betont die Stadt München, das Marstallgebäude sei ein geschichtlich, städtebaulich und baukünstlerisch höchst bedeutsames Areal Münchens.

 

2. Das Kuratorium ist bestürzt über die Planungen, die der Freistaat Bayern als Eigentümer des Geländes am Marstallplatz betreibt. Hier wird eine gewerbliche Nutzung mit insgesamt 39900 qm Geschoßfläche (davon 9000 qm für die Probebühne der Staatsoper) auf einer um weitere 800 qm erhöhten überbauten Fläche von 10000 qm betrieben.  Diese Bebauung wird der kulturhistorischen Situation in keiner Weise gerecht und ist abzulehnen. Der ehemalige Kreisheimatpfleger der Landeshauptstadt München bezeichnet diese Bebauung als "abgrundtiefe Dummheit".

 

3. Das Kuratorium ist enttäuscht, daß nunmehr auch der Münchner Stadtrat seine Planungshoheit verkennt und den Plan der Berliner Architekten Gewers & Kühn durch einen Bebauungsplanentwurf zur Realisierung freigibt. Damit hat er die Chance vergeben, die überzogene Baumasse angemessen zu reduzieren.

 

Der Rechenfehler bei der Verlagerung von Baurecht als dem Bau der Staatskanzlei wurde vom Stadtrat leider nicht korrigiert. Er wurde nicht einmal debattiert, sondern stillschweigend übergangen. Durch Schreiben des seinerzeitigen Stadtbaurats Zech vom 21.8.1989 AZ. II/3 P ist bewiesen, daß es sich insoweit nicht um 11 000 qm, sondern nur um 7000 qm zu verlagernde Geschoßfläche handelt.

 

Kein Wort verlor der Stadtrat über weitere gravierende Abwägungsfehler, wie z.B. die Verpflichtung zu ökologischem Ausgleich wegen Zerstörung eines 6000 qm großen Parks auf dem Marstallplatz-Nord (jetzt Bürokomplex der Max-Planck-Gesellschaft) unter Zerstörung von 105 großenteils uralten Bäumen, von denen 64 der Baum- schutzverordnung unterlagen. Der Bund Naturschutz lehnt das Angebot einer 3000 qm großen Ausgleichsfläche im 5 km entfernten Gleisdreieck in Trudering ab, weil nach der Rechtsprechung und den gültigen Richtlinien des Bayer. Umweltministeriums ein räumlich-funktioneller Zusammenhang zwischen Eingriff und Ausgleich gewahrt sein muß. Auch aus diesem Grunde ist die massierte Bebauung auf dem Marstallplatz-Süd abzulehnen.

 

 

4. Der am 23.7.2001 vom Planungsausschuß beschlossene Bebauungsplanentwurf legt in groben Zügen die Form der Baukörper fest, nicht jedoch deren Gestaltung. Dieser Gesichtspunkt ist vielmehr noch offen und ist im Baugenehmigungsverfahren zu entscheiden. Das Kuratorium fordert die Landeshauptstadt München auf, in diesem Verfahren - nach Anhörung kompetenter Fachleute - gestalterische Verbesserungen einzubringen.

 

Dabei sind die beiden obersten Geschoße des Probengebäudes zu überdenken und die verunstaltende Nordfassade dem historischen Ensemble entsprechend würdig zu gestalten.

 

5. Es ist damit zu rechnen, daß die überzogene Baumasse und die Höhenentwicklung auf dem Marstallplatz-Süd zu zahlreichen Bezugnahmen durch andere Bauherrn in diesem Stadtviertel führt. Schon jetzt hat das Hotel "Vier Jahreszeiten" im Bebauungsplanverfahren Forderungen nach einer entsprechenden Verdichtung und Höhenentwicklung erhoben. Am Marstallplatz-Nord ist ein  H o c h h a u s   mit  8 Vollgeschoßen und 32,5 m Höhe gegen den Widerstand von betroffenen Nachbarn bereits im Bau.

 

Zu befürchten ist, daß das gesamte denkmalgeschützte Ensemble "Altstadt" und "Maximiliansstraße" städtebaulich aus den Fugen gerät!

 

6. Die Münchner Bürger haben mit 1716 Protestunterschriften ihren Unmut über die vorgelegte Planung zum Ausdruck gebracht. Äußerst befremdlich erscheint, daß diese vom Rathaus zunächst den Stadträten vorenthalten und erst auf Beschwerde hin vorgelegt wurden.

 

Die Münchner Bürger werden aufgefordert,  die Bemühungen des Kuratoriums durch weitere Protestunterschriften zu unterstützen!

 

Entsprechende Formblätter liegen auf im Restaurant/Cafe Eisbach am Marstallplatz. Wir bitten die Unterschriften an eine der obengenannten Anschriften zu senden.

 

 Weitere Informationen und Listen können Sie abrufen über das Internet unter: "Buergerinitiative-Muenchen.de".