Anita Noeske,
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Kuratorium
zur Förderung gestalterischer Verbesserungen und
urbaner Architektur am Marstallplatz in München
Resolution
(5. 8. 2001)
1.
Das Marstallgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bayerischen Staatsoper
stellt in seiner Verbindung zur Residenz ein einmaliges schützenswertes
Ensemble dar. der Marstall wurde in den Jahren 1820/22 von Leo von Klenze als
Hofreitschule des Bayerischen Königshauses geschaffen und überlebte in seinen
wesentlichen Teilen erfreulicherweise sogar den zweiten Weltkrieg. Der Ursprung
des Ensembles geht in das 16. Jahrhundert zurück. Der Marstallplatz ist einer
der bedeutendsten nachmittelalterlichen Plätze nördlich der Alpen. Hier befand
sich der Pavillon des Hofgartens, der sog. Lustgarten von Herzog Wilhelm IV.
Noch im Dezember 1997 betont die Stadt München, das Marstallgebäude sei ein
geschichtlich, städtebaulich und baukünstlerisch höchst bedeutsames Areal
Münchens.
2.
Das Kuratorium ist bestürzt über die Planungen, die der Freistaat Bayern als
Eigentümer des Geländes am Marstallplatz betreibt. Hier wird eine gewerbliche
Nutzung mit insgesamt 39900 qm Geschoßfläche (davon 9000 qm für die Probebühne
der Staatsoper) auf einer um weitere 800 qm erhöhten überbauten Fläche von
10000 qm betrieben. Diese Bebauung wird
der kulturhistorischen Situation in keiner Weise gerecht und ist abzulehnen.
Der ehemalige Kreisheimatpfleger der Landeshauptstadt München bezeichnet diese
Bebauung als "abgrundtiefe Dummheit".
3.
Das Kuratorium ist enttäuscht, daß nunmehr auch der Münchner Stadtrat seine
Planungshoheit verkennt und den Plan der Berliner Architekten Gewers & Kühn
durch einen Bebauungsplanentwurf zur Realisierung freigibt. Damit hat er die
Chance vergeben, die überzogene Baumasse
angemessen zu reduzieren.
Der
Rechenfehler bei der Verlagerung von
Baurecht als dem Bau der Staatskanzlei wurde vom Stadtrat leider nicht
korrigiert. Er wurde nicht einmal debattiert, sondern stillschweigend
übergangen. Durch Schreiben des seinerzeitigen Stadtbaurats Zech vom 21.8.1989
AZ. II/3 P ist bewiesen, daß es sich insoweit nicht um 11 000 qm, sondern nur
um 7000 qm zu verlagernde Geschoßfläche handelt.
Kein
Wort verlor der Stadtrat über weitere gravierende
Abwägungsfehler, wie z.B. die Verpflichtung zu ökologischem Ausgleich wegen
Zerstörung eines 6000 qm großen Parks auf dem Marstallplatz-Nord (jetzt
Bürokomplex der Max-Planck-Gesellschaft) unter Zerstörung von 105 großenteils
uralten Bäumen, von denen 64 der Baum- schutzverordnung unterlagen. Der Bund
Naturschutz lehnt das Angebot einer 3000 qm großen Ausgleichsfläche im 5 km
entfernten Gleisdreieck in Trudering ab, weil nach der Rechtsprechung und den
gültigen Richtlinien des Bayer. Umweltministeriums ein räumlich-funktioneller
Zusammenhang zwischen Eingriff und Ausgleich gewahrt sein muß. Auch aus diesem
Grunde ist die massierte Bebauung auf dem Marstallplatz-Süd abzulehnen.
4.
Der am 23.7.2001 vom Planungsausschuß beschlossene Bebauungsplanentwurf legt in
groben Zügen die Form der Baukörper fest, nicht jedoch deren Gestaltung. Dieser
Gesichtspunkt ist vielmehr noch offen und ist im Baugenehmigungsverfahren zu
entscheiden. Das Kuratorium fordert die Landeshauptstadt München auf, in diesem
Verfahren - nach Anhörung kompetenter Fachleute - gestalterische Verbesserungen
einzubringen.
Dabei
sind die beiden obersten Geschoße des Probengebäudes zu überdenken und die
verunstaltende Nordfassade dem historischen Ensemble entsprechend würdig zu
gestalten.
5.
Es ist damit zu rechnen, daß die überzogene Baumasse und die Höhenentwicklung
auf dem Marstallplatz-Süd zu zahlreichen Bezugnahmen durch andere Bauherrn in
diesem Stadtviertel führt. Schon jetzt hat das Hotel "Vier
Jahreszeiten" im Bebauungsplanverfahren Forderungen nach einer
entsprechenden Verdichtung und Höhenentwicklung erhoben. Am Marstallplatz-Nord
ist ein H o c h h a u s mit
8 Vollgeschoßen und 32,5 m Höhe gegen den Widerstand von betroffenen
Nachbarn bereits im Bau.
Zu
befürchten ist, daß das gesamte denkmalgeschützte Ensemble "Altstadt" und "Maximiliansstraße" städtebaulich aus den Fugen gerät!
6.
Die Münchner Bürger haben mit 1716
Protestunterschriften ihren Unmut über die vorgelegte Planung zum Ausdruck
gebracht. Äußerst befremdlich erscheint, daß diese vom Rathaus zunächst den
Stadträten vorenthalten und erst auf Beschwerde hin vorgelegt wurden.
Die
Münchner Bürger werden aufgefordert,
die Bemühungen des Kuratoriums durch weitere Protestunterschriften zu
unterstützen!
Entsprechende
Formblätter liegen auf im Restaurant/Cafe Eisbach am Marstallplatz. Wir bitten
die Unterschriften an eine der obengenannten Anschriften zu senden.
Weitere Informationen und Listen können Sie
abrufen über das Internet unter: "Buergerinitiative-Muenchen.de".