Vereinigte Bürgerinitiative Südlicher Erholungsraum München (VBI) www.bi-muenchen.de

Dr. Karl Hofmannn, Vorsitzender, Ahornstr. 13, 82041 Deisenhofen, Tel. 6132355

Heinfrid Pfannes, stv. Vorsitzender, Arnikaweg 25, 81377 München

 

 

 

27.7.2008

 

An die

Münchner Presse

 

Presseerklärung

ADAC verfehlt ernsthafte Aussagen zum Autobahn-Südring

 

Es ist nicht neu, dass sich der ADAC für eine Autobahn-Südring München ausspricht. Als reine Autofahrer-Lobby setzt er sich stets für sinnvolle, aber auch für weniger sinnvolle Straßenbauprojekte ein. Daher kommt es nicht überraschend, dass sich der verkehrspolitische Sprecher des ADAC  anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand mit einem Buch über den Autobahn-Südring den Bürgern noch ein Kuckucks-Ei ins Nest legt.

 

Der außerordentlich einseitigen Darstellung wird kein hohes Gewicht beizumessen sein. Sie erschöpft sich darin, einen Autobahn-Südring für München als alleinseligmachende Lösung zu fordern, ohne über den Tellerrand zu blicken. Amtliche Zahlen werden in tendenzieller Form mit dem Zusatz „eigene Berechnung und Darstellung“ serviert. Alternativen werden weder angesprochen noch abgewogen. So ist von der großräumigen Entlastung Münchens durch den Weiterbau der Bundesstraße 15 von Regensburg über Landshut nach Rosenheim überhaupt nicht die Rede.

 

Die Expertise des ADAC stellt eigentlich nur den altbekannten Satz unter Beweis: „Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten“. Von einer ernst zu nehmenden Untersuchung ist mehr zu erwarten: eine umfassende Abwägung nicht nur der Belange des Verkehrs, sondern auch der Umweltbelange, vor allem auch eine Abarbeitung der Alternativen. Immerhin verschlingt die alte Trasse V  500 ha Wald!

 

Mit Überlegungen zu Planungsfolgen belastet der Verfasser der Expertise seine Arbeit nicht. Bekanntlich ist der Verkehrsknoten Südkreuz (alle erinnern sich an den legendären „Stau am Brunnthal-Dreieck“) der entscheidende Engpass des Verkehrssystems. Im Falle eines Staus am Ostring würde über die Westspange und einen Südring noch weit mehr Verkehr im gleichen Zeitraum am Südkreuz auftreffen, was den Zusammenbruch des Verkehrs um Stunden vorverlagern würde.

 

Außerdem würde beim Bau eines Südrings dasselbe eintreten wie beim Bau des Ostrings: die Abwanderung zahlreicher Gewerbe- und Industriebetriebe aus der Stadt an den Autobahnring.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dies sollten vor allem der Münchner Oberbürgermeister und die Damen und Herren des Münchner Stadtrats bedenken! Der zusätzliche Landverbrauch durch diese Entwicklung kann nur geschätzt werden. Er wäre mit Sicherheit erheblich.

 

30 000 Protestunterschriften gegen einen Südring liegen dem Bayerischen Staatsminister des Innern bereits vor. Bei den Unterzeichnern befinden sich auch zahlreiche Mitglieder des ADAC, die dort nicht wegen der maßlosen Verkehrspolitik, sondern allein wegen der Pannenhilfe ihre Beiträge zahlen. Diese sollten bedenken, dass es zahlreiche Versicherungen gibt, die gleichwertigen Pannendienst anbieten.

 

 

 

Die Verkehrsprognose bis 2020, auf die sich der ADAC bezieht und die eine massive Steigerungsrate des Autoverkehrs vorhersagt, stammt aus Zeiten, als man den Alterungsprozess unserer Gesellschaft (= weniger Kfz-Nutzung) noch nicht berücksichtigte und heutige Spritpreise ein Hirngespinst waren. Inzwischen drängen selbst Speditionsbetriebe auf die Bahn, um den gestiegenen Kosten zu entgehen.

 

Der ADAC lobt in seinem Statement die „hohe Lebensqualität“ in Bayern. Gleichzeitig aber will er die letzte Frischluftschneise der Landeshauptstadt München mit einer Autobahn durchschneiden und FFH-Gebiete, wie das Isartal mit diesem Bauwerk nachhaltig schädigen.

 

Der Ausbau des Flughafens Oberpfaffenhofen, der Bau des Südrings und dadurch bewirkte weitere Industrie- und Gewerbeansiedlung würden die Natur im Westen und Süden Münchens sowie in München selbst nachhaltig beeinträchtigen und die dortige Lebensqualität dauerhaft verschlechtern.

 

Die pseudowissenschaftliche Untersuchung des ADAC kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine echte Abwägung von Verkehrsgerechtigkeit mit anderen Belangen nicht stattgefunden hat.

 

Dr. Karl Hofmann                      Heinfrid Pfannes                        Dr. Burkhard Gagzow

(Vorsitzender)             (stv. Vorsitzender)               (Sprecher Würmtalinitiativen)