An den
Bayerischen Landtag
-Ausschuss für Landesentwicklung und Umweltfragen -
Max-Planck-Str. 1
81675 München                                                                                                          16.08.2002

Erhaltung von Natur und Landschaft im Südlichen Erholungsraum München


P E T I T I O N

Die unterzeichneten Vereinigungen und Bürgerinitiativen stellen folgenden

A n t r a g :

1. die Zerstörung der wertvollen Erholungsgebiete des Großraums München durch einen Autobahn-Südring ist abzulehnen.

2. Der Antrag der Abgeordneten Frau Roswitha Riess u. Kollegen vom 13.06.2002 (DS 14/9746), einen Autobahn-Ring München–Süd in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen, wird zurückgewiesen.

B e g r ü n d u n g :

Die „Vereinigte Bürgerinitiative Südlicher Erholungsraum München“ ist ein im Jahre 1974 gegründeter Zusammenschluss von Waldschutzgemeinschaften und Bürgerinitiativen. Der Dachverband und seine Mitglieder verfolgen das Ziel, Natur, Landschaft und Erholungsraum im Münchner Süden gegen Eingriffe aller Art zu verteidigen. Der Aktionsbereich erstreckt sich zusammenhängend vom Perlacher Forst im Osten bis zum Kreuzlinger Forst im Westen. Eingeschlossen sind die Flusstäler des Gleißentals, der Isar und der Würm. Dieses Gebiet umfasst weite Teile der Landeshauptstadt München und der Landkreise München, Starnberg und Fürstenfeldbruck. Auf die beiliegende G r a f i k darf Bezug genommen werden.

Eine enge Zusammenarbeit der Kommunen, der Umweltverbände und der Bürgerinitiativen hat dazu geführt, dass die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern im Jahre 1979 wegen Fehlens entsprechender verkehrstechnischer Erfordernisse und aus Umweltgründen auf die Trasse 5 verzichtet hat. Sie wurde daraufhin aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen.

Obwohl sich an der Beurteilung der Gesamtsituation zwischenzeitlich nichts geändert hat, werden derzeit Versuche unternommen, den Südring wiederzubeleben. Diesen Bestrebungen ist eine entschiedene Absage zu erteilen und zwar aus folgenden Gründen:

a) Das Gutachten des international anerkannten Verkehrsexperten Karl Klühspies vom 15.12.1972 beweist, dass es keineswegs verkehrstechnisch zwingend ist, Großstädte durch geschlossene Autobahn-Ringe zu erschliessen. Auch tangentiale Verkehrsführungen in Verbindung mit regionalen Verbesserungen werden den Ansprüchen gerecht. Zwanghaften Ringschluss-Vorstellungen erteilt der Gutachter eine Absage.

b) Die seinerzeit in einem Raumordnungsverfahren untersuchte Trasse 5 würde ca. 500 ha Wald, großenteils Bannwald, zerstören. Bayern verliert schon heute pro Tag mehr als 28 ha an freier und unverbauter Fläche (Bulletin d. Bay. Staatsregierung v. 29.06.2001, S. 38). Damit hat Bayern den höchsten Flächenverbrauch aller Bundesländer. Diese bedenkliche bayrische Vorreiterrolle würde durch einen derartigen Eingriff noch wesentlich gesteigert.

c) Ein Autobahn-Südring müsste zwangsläufig durch Natur- und Landschafts-Schutzgebiet und FFH-Gebiet ( Isartal ) führen und würde unwiederbringliche Werte zerstören.

d) Der in der Grafik dargestellte südliche Erholungsraum, ist der bevorzugte Erholungsraum der Landeshauptstadt München und Region. Vertreter befreundeter Verbände aus dem Münchner Norden bestätigen, dass dies auch für die dort ansässigen Bewohner gilt. Der südliche Erholungsraum stellt daher eine Tabu-Zone dar, die auch aus klimatischen Gründen unter allen Umstanden unangetastet bleiben muss.

e) Die in der öffentlichen Diskussion immer wieder ins Feld geführte Tunnel-Lösung ist nicht ernst zu nehmen. Ein 30 km langer Tunnel ist verkehrstechnisch nicht vertretbar. Wie sollte man denn das tief eingeschnittene Isartal unterqueren? Solche Konstruktionen wären nicht nur Abgasfallen, sondern auch ein bevorzugtes Szenario für Tunnelbrände. Selbst die Realisierung kürzerer Tunnel-Abschnitte würde die Landschaft allein schon durch die Bauphase irreparabel schädigen. Sie würde eine Verschleuderung von Steuergeldern (des Bundes!) bewirken. Entsprechende Vorschläge von Landespolitikern dienen erkennbar der Bagatellisierung der Problematik und sind in den Bereich der Illusion zu verweisen.

f) Der schon legendere Stau am „Brunnthal-Dreieck“, jetzt umbenannt in Autobahnkreuz München Süd würde durch den Südring, gleich welcher Bauart, nicht gemildert, sondern dramatisch verstärkt. Dieses Nadelöhr vermag schon heute in den Spitzenzeiten die Verkehrströme aus den Richtungen München-Giesing, Ramersdorf und aus dem Ostring nicht mehr zu bewältigen. Ein Südring würde die Krisensituation um Stunden vorverlagern und weitgehend zum völligen Zusammenbruch des Verkehrssystems führen. Abhilfe kann hier nur eine großräumige Umfahrung der Stadt München bringen, ebenso die bereits teilweise realisierte weitere Fahrspur am Ostring.

g) Verschiedene Publikationen, wie das Aktionsprogramm des Bayer. Staatsministerium der Innern zur Erschließung des Flughafens München ( 2001 ) und die Werte der Dauerzählstelle der Autobahndirektion Südbayern ( 2002 ) lassen darauf schließen, dass der Ziel- und Quellverkehr auf dem Autobahn-Ostring ganz erheblich ist. Aus diesen Quellen ergibt sich:

Allein schon der durchschnittliche tägliche Verkehr ( DTV ) am Autobahnkreuz München-Nord mit ca. 150 000 PkwE und der entsprechende Wert am Autobahnkreuz München-Ost mit 112 000 PkwE zeigt, dass in diesem Streckenabschnitt 38 000 PkwE (25,4 %) Ziel- und Quellverkehr vorliegen. Dabei ist der Abfluss zur Münchner Messe, zum Stadtteil Neu-Riem und den großen Gewerbegebiet im Osten wie Haar, Grasbrunn usw. noch völlig unberücksichtigt.

Daraus folgt, dass zur Bewältigung dieser hausgemachten Verkehrsbelastungen im nördlichen und östliche Landkreis München ein Südring völlig unbehelflich wäre und für einen Eingriff und die Tabuzonen des südlichen Erholungsraums kein vernünftiger Anlass besteht.

h) Die vorhandenen Erkenntnisquellen reichen für eine Beurteilung völlig aus; die von den Befürwortern eines Südrings geforderte Machbarkeitsstudie dient nur der Wegbereitung in die falsche Richtung und stellt eine Verschleuderung von Steuergeldern dar.

Die unterzeichneten Initiativen und die Bürger werden, wie bisher, den Südlichen Erholungsraum mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Auf die dem Bayer. Staatsministerium des Innern seinerzeit bereits überreichten 30 000 Protestunterschriften sowie auf die neuesten Protestaktionen im Würmtal und im Hachinger Tal gegen einen Südring wird hingewiesen (siehe Anlagen!).

Wir appellieren an die Damen und Herren Abgeordneten des Bayerischen Landtages, den umweltzerstörerischen Bestrebungen zum Bau eines Autobahn-Südrings endlich eine Absage zu erteilen.

                  Dr. Karl Hofmann                                                                     Heinfrid Pfannes

                  (Vorsitzender)                                                                            (stv. Vorsitzender)

 

stellvertretend für die nachstehenden Teilverbände:

Bürgerkomitee Unterpfaffenhofen-Germering                                          Hermann Braun                    089-848588

Freunde des Würmtales                                                                          Dr. Hans Böhme                  089-8505480

Freunde des Forstenrieder Parks e.V.                                                     Heinrich Pfannes                  089-7149421

Schutzverband Kreuzlinger Forst                                                             Anne Huber                         089-8501122

Schutzgemeinschaft Deisenhofener Forst                                                  Dr. Karl Hoffmann               089-6132355

Schutzgemeinschaft Rodungsinsel Straßlach-Dingharting                           Dr. Oliver Seth                     08170-7227

Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher/Grünwalder Forst e.V.       Inge Hügenell                       089-6900180

und den angeschlossenen Umweltverbände aus dem Würmtal


Bürger gegen Industriegebiet Kiesgrube Glück                                      Folker Paetsch                   089-8597513

Bürgerinitiative Krailling                                                                        Werner Engl                       089-8562431

Kraillinger Kreis:                                                                                  Michael Dudek                   089-530053

Bürgerinitiative Stockdorf                                                                     Burkhard Gagzow               089-8574586

Bund NaturschutzOG Gauting                                                              Dr. Max Vogt                      089-8506824

Lokale Agenda 21 –Zukunftsfähiges Würmtal-                                     Katrin Möhle                        089-8571458

Bürgeriniative Neuried                                                                         Ursula Geiger-Gronau           089-7595946

Pro Bannwald                                                                                     Anneliese Bradel                   089-8577735

Bürgerinitiative Bannwald Gauting                                                        Wilhelm Faist                        089-8506112

 

Anlagen:   1.   Grafik über den Südlichen Erholungsraum München mit der im

                        Raumordnungsverfahren 1973 untersuchten Trasse 5

                  2.   Pressedokumentation über die Protestaktionen.

                  3.   Resolution des Gemeinderats von Oberhaching vom 30.07.2002

                  4.   Resolution des Gemeinderats von Straßlach-Dingharting vom 07.08.2002


Petition der Vereinigten Bürgerinitiative Südlicher Erholungsraum München vom 16.08.2002 an den Bayerischen Landtag

Die Unterzeichner der Teilverbände und Umweltinitiativen aus dem Würmtral:

1. Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher/Grünwalder Forst e.V.
Vors.: Inge Hügenell, Wieskirchstr 10, 81539 München, Tel: 089-7557603

2. Schutzgemeinschaft Deisenhofener Forst
Vors.: Dr. Karl Hoffmann, Ahornstr. 13, 82041 Deisenhofen, Tel: 089-6132355

3. Schutzgemeinschaft Rodungsinsel Straßlach-Dingharting
Vors.: Dr. Oliver Seth, Buchenstr 7, 82064 Straßlach, Tel: 08170-7227

4. Freunde des Forstenrieder Parks e.V.
Vors.: Heinrich Pfannes, Arnikaweg 12, 81377 München, Tel: 089-7149421

5. Schutzgemeinschaft Forst Kasten-Neurieder Wald
Dieser Teilverband ist zur Zeit nicht besetzt. An seiner Stelle sind die nachstehenden aufgeführten Umweltinitiative aus dem Würmtal aktiv.

6. Freunde des Würmtales
Vors.: Dr. Hans Böhme, Hubertusstr. 11, 82131 Gauting, Tel: 089-8505480

7. Schutzverband Kreuzlinger Forst
Vors.: Anne Huber, St. Ulrichweg 12, 82131 Gauting, Tel:089-8501122

8. Bürgerkomitee Unterpfaffenhofen-Germering
Vors.: Hermann Braun, Hartstr. 99, 82110Germering, Tel: 089-848588

in Zusammenhang mit den Umweltverbänden aus dem Würmtal

a) Bürger gegen Industriegebiet Kiesgrube Glück
Folker Paetsch, Fürstenrieder Str. 97, 82152 Planegg, Tel:089-8597513

b) Bürgerinitiative Krailling
Werner Engl, Dahlienstr. 27, 82152 Krailling, Tel: 089-8562431

c) Kraillinger Kreis
Michael Dudek, Pentenrieder Str. 8, 82152 Krailling, Tel. 089-530053

d) Bürgerinitiative Stockdorf
Dr. Burkhard Gagzow, Annette-Kolb-Str. 5, 82131 Stockdorf, Tel. 089-8574586

e) Bund Naturschutz OG Gauting
Dr. Max Vogt, Bergmoserstr. 2, 82131 Gauting, Tel. 8526824

f) Lokale Agenda 21 –Zukunftsfähiges Würmtal-
Katrin Möhle, Wanneystr. 1, 82131 Stockdorf, Tel: 089-8571458

g) Bürgeriniative Neuried
Ursula Geiger-Gronau, Wirtsbauerstr. 10, 82061 Neuried, Tel. 089-7595946

h) BBG Bürgerinitiative Bannwald Gauting
Wilhelm Faist, Herbststr. 2, 82131 Gauting, Tel. 089-8506172

i) Pro Bannwald
Anneliese Bradel, Einsteinstr. 8, 82153 Martinsried, Tel.089-8577735