SZ / Lks Süd vom 26.10.2006
"Leserbrief von Wilfried Winkler aus Oberbiberg"
Es ist immer wieder verwunderlich, mit welcher Penetranz an längst überholten Projekten festgehalten wird. Der Autobahn-Südring um München, der Ringschluß zwischen Lindauer und Salzburger Autobahn, wurde bereits mehrfach beerdigt, jedoch von Herrn Minister Beckstein erneut zur Exhumierung freigegeben. Obwohl das Projekt im Bundesverkehrswegeplan unter "kein Bedarf" eingestuft worden ist, sollen 500.000 für eine Machbarkeitsstudie ausgegeben werden.
Dabei kann man doch überschlägig selbst rechnen. Der geplante 18 km lange Tunnel muss bergmännisch hergestellt werden, also nicht in offener Baugrube. Es gibt bereits ein vergleichsweise kleines, privat finanziertes Projekt, den Warnow Tunnel bei Rostock. 790 m Tunnel kosteten hier 220 Millionen , man kann also von ca. 300 Millionen pro laufendem Kilometer ausgehen. Bei 18 km Tunnel unter Forstenrieder Park und Grünwalder Forst einschließlich Isarunterquerung kommen da einschließlich der Tunnelrampen und der Anbindungsbauwerke aber locker 5 Milliarden zusammen.
Über die Belastungen der Anlieger während der mindestens 10 jährigen Bauphase und die Emissionen an den Tunnelmündern und den notwendigen Entlüftungsöffnungen braucht man gar nicht zu schreiben. Der ganze Tunnel wird auch in ökologischer Hinsicht eine Katastrophe sein, nicht nur unter finanziellen Aspekten.
Das Geld für den Bau ist nicht da, auch in 10 Jahren nicht. Finanzierungsphantasien zu privaten Investoren werden sich wegen der ungünstigen Kosten-/Ertragssituation schnell in Luft auflösen. Finanzierbar wäre der Tunnel nur mit Mautkosten um 20 und darüber für die einfache Fahrt. Wer würde dann denn durchfahren? Sogar der kleine Warnowtunnel ist schon in finanzielle Schieflage geraten, der Refinanzierungszeitraum musste dort erheblich verlängert werden.
Die von Herrn Beckstein ausgeschriebene Machbarkeitsstudie, welche mit ca. 500.000 ausgestattet werden soll, ist rausgeworfenes Geld, Verschwendung von Steuergeldern bei vollem Bewusstsein der Sachlage. Man sollte den Verursachern nicht vergeben, denn sie wissen was sie tun.
Oberbiberg, den 6.10.2006 Wilfried Winkler