SZ vom 18.03.04
Nachricht aus Berlin löst im Isartal Jubel aus
Vollbremsung für den Autobahn-Südring - Berlin stuft
umstrittenes Projekt vor Verabschiedung des
Bundesverkehrswegeplans zur Bedeutungs-losigkeit herab
Für die Gegner des Autobahn-Südrings war gestern ein
Freudentag. Denn aus Berlin traf die Kunde ein, dass dieses höchst
umstrittene Straßenbauprojekt aus dem Bundesverkehrswegeplan
gekippt worden ist. Überschwänglich begrüßten vor allem
Kommunalpolitiker, Naturschützer und Bürgerinitiativen-Sprecher
aus dem Isartal die Entwicklung.
Das vorläufige Ende des Jahre langen Gezerres um den Autobahn-Ringschluss
im Süden von München, der nach Ansicht von Kritikern
verheerende Auswirkungen für Schutzgebiete im Isartal und für
den Forstenrieder Park mit sich gebracht hätte, verkündeten am
Mittwoch die Grünen. Schon vor der eigentlichen Abstimmung über
den Bundesverkehrswegeplan im Bundestag am 18. Juni sei der Südring
in die Kategorie ¸¸Kein Bedarf" herabgestuft worden,
teilte die Sprecherin der Landkreis-Grünen, Susanna
Tausendfreund, unter Berufung auf den Landtagsabgeordneten
Christian Magerl mit. ¸¸Jetzt ist Stimmung zum Feiern, denn der
Widerstand gegen die Zerstörung der südlichen Wälder und des
Isartals hat sich gelohnt", jubelte die Pullacher
Politikerin. Die vom Landtag beschlossene Machbarkeitsstudie könne
ad acta gelegt und so 400 000 Euro gespart werden.
Überglücklich kommentierte Christine Kammermeier (SPD) das
vermutliche Ende des Großprojekts. Die Baierbrunner Bürgermeisterin
war stets eine der schärfsten Kritikerinnen des Vorhabens. ¸¸Meine
Gebete sind erhört worden", sagte sie gestern, ¸¸ich
werde jetzt erst mal eine Gedenkminute an der Isar einlegen."
Die jüngste Entwicklung wertet sie als ¸¸tolles" Zeichen,
dass die Spitzenpolitiker ¸¸jetzt ernster mit unserem Geld
umgehen und wieder an machbaren Dingen arbeiten wollen".
Kammermeiers Schäftlarner Amtskollege Matthias Ruhdorfer (CSU),
der auch Sprecher der zwölf Gemeinden des Südbündnisses ist,
zeigte sich gleichfalls erleichtert: ¸¸Das Damoklesschwert ist
weg." Die Dimensionen des Südrings hätten ¸¸mit dem
Bedarf in unserem Bereich nichts mehr zu tun" gehabt. Davon
abgesehen habe die Option Autobahn-Südring im Isar- wie im Würmtal
zu einer ¸¸unheimlichen Unsicherheit" geführt, wie es mit
den Verkehrskonzepten für den Münchner Süden überhaupt weiter
gehen soll. Ruhdorfer hofft nun, dass der Verkehrsdruck durch
Umgestaltungen des Münchner Luise-Kiesselbach-Platzes
aufgefangen wird.
Von der Entscheidung in der Bundeshauptstadt überrascht worden
ist auch die Vereinigte Bürgerinitiative Südlicher
Erholungsraum München. Deren Vorsitzender Karl Hofmann meinte
erleichtert: ¸¸Das ist ein schöner Erfolg. Wir haben lange
genug dafür gekämpft. Hoffentlich frohlocken wir nicht zu früh."
Lange Gesichter gab es hingegen bei den Südring-Befürwortern.
Einer ihrer prominentesten, der SPD-Landtagsabgeordnete Peter
Paul Gantzer, meinte enttäuscht: ¸¸Das ist ein Schlag ins
Gesicht des verkehrsbelasteten Landkreis-Nordens."