Initiative Münchner Architektur und Kultur (AKU)

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13.1.2004

An die

Süddeutsche Zeitung

- Lokalredaktion -

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L e s e r b r i e f

 

Ihr Beitrag vom 3./4.1.2004: "München baut sich in die Zukunft"

 

München verbaut sich sein Flair

 

Vielen Dank dafür, dass Sie Ihren Lesern nicht nur die Lichtblicke der Architektur, sondern auch einige Grausamkeiten vorführen, mit denen in naher Zukunft zu rechnen ist.

 

Man kann nur hoffen, dass sich beim Neubau des Münchner Hauptbahnhofs Bahn und Stadtrat  nicht für den Entwurf einer "schwangeren Auster" entscheiden, die schon in Berlin für traurige Berühmtheit gesorgt hat. Leider passen alle 3 Entwürfe nicht in die Stadt München. Ein neuer Wettbewerb zu einem späteren Zeitpunkt wäre zu begrüßen.

 

Leider nimmt die Rendite-Architektur in Form von Hochhäusern in letzter Zeit in höchst bedenklichem Maße zu. Ein Dammbruch ist zu befürchten.

 

Während die Gebäudehöhen in der Stadt München bisher noch von Maßstäblichkeit geprägt waren, verlassen immer mehr Entwürfe vernünftige Dimensionen. Dabei spielt die euphorische Haltung der Stadtbaurätin, Frau Christiane Thalgott, mit Sicherheit eine unerfreuliche Rolle.

 

Die "Twin-towers" im Münchner Norden an der Schenkendorfstraße verfügen zwar durchaus über attraktive und filigrane Elemente, aber ihre Fernwirkung in die Altstadt bis hin zum Odeonsplatz spricht nicht für die Wahl des richtigen Standorts. Sehr makaber auch, dass dieses Ebenbild der New Yorker Zwillingstürme ausgerechnet am 11. September 2001 groß propagiert wurde.

 

Die geplanten Hochhaustürme an der Friedenheimer Brücke (Birketweg), welche den Nyphenburger Park mit seinen sensiblen Sichtbeziehungen zerstören, sind einfach geschmacklos und jenseits vertretbarer Relationen. Gottseidank hat sie der Münchner Stadtrat noch nicht abgesegnet. Es gibt aber keinen Grund zur Entwarnung.

 

Schon die in neuester Zeit entstandenen Hochhäuser haben der Stadtsilhouette schweren Schaden zugefügt, wie aktuelle Panoramabilder eindrucksvoll zeigen. Die verheerende Fernwirkung ist jetzt sattsam bekannt; weitere Eingriffe sind nicht mehr zu vertreten.

 

Die Initiative Münchner Architektur und Kultur (www.BI-muenchen.de) will der Architektur wieder den ihr gebührenden Stellenwert geben. Sie wird sich weiteren Entgleisungen der Rendite-Architektur und der Verhunzung der Stadtsilhouette mit allen Mitteln, erforderlichenfalls mit einem Bürgerbegehren widersetzen, um das international anerkannte Flair der Stadt München zu retten!

 

Dr. Karl Hofmann

 

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